Nadeldüsen nach 150 tkm ... eine Überraschung

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FrankR80GS
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Nadeldüsen nach 150 tkm ... eine Überraschung

Beitrag von FrankR80GS »

Ich hatte bisher wenig Streß mit den Vergasern meiner R80 GS. Trotz insgesamt knapp 200 tkm musste ich nur ein paar Dichtringe und eine Membran erneuern, zudem einmal gründlich durchputzen. Irgendwann habe ich trotzdem neue Nadeldüsen gekauft, weil der Motor gerade nicht optimal lief und mehr Sprit als üblich verbrauchte. Außerdem stand im "Heusler", dass man die Nadeldüsen nach ca. 50 tkm wegwerfen könne, weil sie durch Reibung mit der Düsennadel oval verschleißen. Zu dem Zeitpunkt hatten die Vergaser schon 150 tkm gelaufen, also dreimal mehr. Das ist ein Indiz und so richtig teuer sind die Nadeldüsen auch nicht.

Also habe ich neue gekauft und mich ans Werk gemacht. Aber schon beim Ausbau des Düsenstocks fielen mir völlig verdreckte Zerstäuber entgegen - der wahre Grund für den hohen Verbrauch und schlechten Motorlauf. Da ich aber neue Nadeldüsen hatte, kamen sie auch rein. Der Motor lief danach wie gewohnt und ich vergaß die Geschichte wieder. Die alten Düsen habe ich aber aufgehoben und neulich fielen sie mir wieder in die Hände. Da wir an der Arbeit inzwischen ein Mikroskop mit guten Messmöglichkeiten haben, wollte ich die Heuslersche Behauptung jetzt überprüfen.

Die Nadeldüsen haben ein Nennmaß von 2.68 mm, das reale Maß der Neuteile ist mir nicht bekannt. Da die Düsen in 0,02 mm Abständen angeboten werden, können Ist- und Nennmaß nicht sehr voneinander abweichen. Ovaler Verschleiß, zumal nach dem 3-fachen der empfohlenen Laufleistung sollte sich trotzdem erkennen lassen, aber seht selbst:
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4 bis 5 Mikrometer über Nennmaß, das sind knapp 0,2 % und vielleicht minimal unrund würde ich nicht als nennenswerten Verschleiß betrachten.

Entweder ich habe Glück oder Herr Heusler hat Pech gehabt oder die Geschichte von nach 50 tkm verschlissenen Nadeldüsen ist Blödsinn, der in Motorradfahrerkreisen erzählt wird.

Auf Verdacht würde ich keine Düsen mehr austauschen.

/Frank
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Re: Nadeldüsen nach 150 tkm ... eine Überraschung

Beitrag von AlexSaar »

Eine sehr Interessante Studie die Du da durchgeführt hast :schlaumeier: :thumbsup:
Cool sowas mal zu sehen..und Herr Heuseler ist damit wohl widerlegt.
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Redskin
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Re: Nadeldüsen nach 150 tkm ... eine Überraschung

Beitrag von Redskin »

Hallo zusammen.

Je nachdem, wie ruhig der Motor läuft, sprich welche Vibrationen mit welcher Frequenz und Amplitude im Gehäuse der Bings ankommen, kann es durchaus sein, dass runde Passungen eirund werden. Ich habe bei Rotax auf dem Wartungslehrgang für Flugmotoren in Natura und in der PowerPoint ausgenudelte Nadeldüsen und Schwimmerventile zu Gesicht bekommen.

Schlecht eingestellte (Synchronisation!) Vierzylinder aus dem Hause Rotax neigen dazu, bei bestimmten Drehzahlen bös zu vibrieren. Das kriegt man als Pilot eigentlich mit, sollte das dann auch dem Techie erzählen, aber ....

Wenn man sich damit abgefunden hat, dass der Motor läuft wie eine Kinderrassel und bei bestimmten Drehzahlen bad vibrations hat, dann kann das schon sein, dass die Düsen nach einer Zeit nimmer gut sind.

Der Motor der 800er steht aber eh in dem Ruf, der geschmeidigste aus der ganzen Familie zu sein.

Mein kleiner Boxer mit dem großen Herzen mag Drehzahlen so ab 3500 und große Last überhaupt nicht. Schalten und durch den Bereich zügig durch heißt die Devise. Sonst schüttelt das so arg, das man Mitleid mit den ganzen Armaturen bekommt, die man dann nicht mehr klar ablesen kann.
Daher muss ich im großen Gang immer zu schnell für die Landstraße fahren, weil genau bei 100 km/ h diese Drehzahlen anliegen.
Das geht echt auf die Nüsse und ich habe es noch nicht weg bekommen. Muss wohl iwo im system stecken und durch den Siebenstein-Satz auch nicht besser geworden sein. Am Besten läuft das teil bei 4500 U/min.
Ab so ca 5200 vibriert es dann wieder stärker, aber gefühlt nicht so schlimm. Das ist wohl boxertypisch, meine Dicke Berta macht das in dem Drehzahl-Bereich genauso.

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Re: Nadeldüsen nach 150 tkm ... eine Überraschung

Beitrag von Rote Rita »

@ Frank: Danke für die Verifizierung, ich habe das nie geglaubt, aber auch nie überprüfen können.

@ Dirk: kannst du dir ein Strobo mit Winkelmessung ausborgen. Ich vermute mal, dass dein Fliekraftregler zu früh aufmacht. Insbesondere der große Zylinder braucht die volle Frühzündung erst bei höheren Drehzahlen. Bei mir war eins der beiden Federchen hinüber. Neu Federn hat Achim, ich auch.

Gruß Rainer
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Re: Nadeldüsen nach 150 tkm ... eine Überraschung

Beitrag von Redskin »

Ich vermute mal, dass dein Fliekraftregler zu früh aufmacht
Hallo Rainer,

das kann nicht sein, ich habe die digitale Zündung von Silent Hektik. Da könnte ich nur mit anderen Zündkurven experimentieren oder aber den Trigger in Richtung auf Spätzündung verstellen. Die Zündkurve selbst ist fix programmiert und vom Drehzahlsignal abhängig. Aber der Tipp ist gut, ich werde in der Richtung noch mal Zeit investieren. Beim originalen Motor hatte es ein klein wenig gebracht, flachere Kurve und (geringfügig) späterer Trigger, das war dann aber gefühlt weniger spritzig. Da kann man sich natürlich leicht von den Umständen täuschen lassen.... Genau weiß man es nur mit Prüfstandsmessungen, (die ich nicht anstellen kann).

Greetz
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Re: Nadeldüsen nach 150 tkm ... eine Überraschung

Beitrag von Rote Rita »

Hallo Dirk,

mehr Last braucht weniger Frühzündung, cruisen mit wenig Last mehr. Deshalb ist ja eine Kennfeldzündung besser. Ignitech kann man mit einem Unterdruckgeber betreiben, hat der Heusler ausgiebig zu beschrieben.
Für deine SH-Zündung kannst du ja mal in beide Richtungen probieren, je nach Fahrstil.
Ich hatte das ganze schon für meine Rita geplant, das Projekt dann aber wieder abgebrochen. Murphys Gesetz....Warum soll ich mir nen Computer einbauen wenns mechanisch zuverlässig läuft?

Viel Freude beim Schrauben
Gruß Rainer
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Re: Nadeldüsen nach 150 tkm ... eine Überraschung

Beitrag von derrdaniel »

Hallo Frank,

nimmt das Mikroskop automatisch die Diagonale mit dem größten Durchmesser oder ist das davon abhängig wie rum man die Düse dreht?

Hast du auch mal eine Nadel vermessen? Das ist schwieriger zu vergleichen, oder?

Gruß
Daniel
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Re: Nadeldüsen nach 150 tkm ... eine Überraschung

Beitrag von FrankR80GS »

derrdaniel hat geschrieben: 20.02.2022 14:23 ..nimmt das Mikroskop automatisch die Diagonale mit dem größten Durchmesser...
Nein, das muss man manuell machen. Die Düse genau zentrisch zu platzieren, ist nicht einfach. Die Nadeln sind konisch und deshalb nur schwierig bzw. aufwendig vermessbar. Visuell war aber kein Verschleiß erkennbar.

Weil neue Düsen nichts verändert haben, habe ich die Nadeln weiterverwendet. Alles neu ist einfacher, bringt aber weniger Erkenntnis.

/Frank
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