10.000 km unter Strom

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Redskin
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10.000 km unter Strom

Beitrag von Redskin »

Hallo Foristi,

gestern habe ich die ersten 10.000 km mit meinem Batterieauto voll gemacht.
Zeit, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen.
Wie überall liegen auch beim Thema E-Mobilität Licht und Schatten dicht beieinander. Nach wie vor bereue ich die Anschaffung des Wagens nicht, er tut im Prinzip exakt das, was er soll und hat in keiner Disziplin versagt.

Da ich sonst wie bereits anderweitig berichtet, das Auto eigtl. nur für die Fahrt zur Arbeit und ein Bisschen daheimrum benötige, war das Aufladen und die Reichweite kein Thema.
Anders ist es, wenn man sich weiter von Zuhause entfernt und die Gegend nicht kennt.
Ich musste auf Lehrgang, 135 km entfernt. Da langt die Batterie nur für den Hinweg. Also mit den Tools die Route geplant und einen Schnelladestop beim Nissanhändler in der Nähe des Zielorts eingelegt.
Erste Ernüchterung: die Schnelladesäule hat nicht so viel Power (hat man wohl reduziert, damit nicht andauernd die Sicherungen fliegen). So war ich dort über eine Stunde gestanden. Bekam zwar Kaffee, bin dann aber auch beim Ladestand von 80% weiter, ich hatte ja noch was vor.
Am Zielort habe ich dann gerechnet und bin zu dem Schluss gelangt, dass der Saft für die Heimfahrt langt (mit Reserve 20km).
Nun, die Restreichweitenanzeige ist ein Schätzometer und es kommt vor, dass je leerer der Akku, um so schneller die Restreichweite abnimmt, obwohl die Fahrwiderstände eigentlich ziemlich gleich bleiben.
Einige Baustellen mit Umleitung auf dem Heimweg haben dann die Dame im Armaturenbrett veranlasst, auf niedrigen Batteriestand hinzuweisen und irgendwann so 25 km vor der Heimat schaltete die Restreichweitenanzeige auf blinkende Bindestriche um.
Da wird es dann interessant und ein LKW, der auf der Landstr. nicht überholt werden kann, ist plötzlich hochwillkommen.
Mit 2% Rest bin ich an die rettende Ladesäule, habe mir da Strom für die letzten km gezogen und bin heimzu bei meinem Nissanhändler vorbei. Schnelladen, kostet nix, außer Zeit.

Am vergangenen langen Wochenende waren wir im Thüringer Wald. Auf dem Weg dahin das erste Mal längere Strecke BAB, Tempomat 115 km/h. Strammer Gegenwind (Rest von dem Sturm) und die permanente Steigung der A7 ließen die Restreichweite schmelzen, wie Butter in der Sonne.
Am ersten Tank & Rast auf der Strecke sind wir an die Ladesäule und haben wieder schnellgeladen.
Bei 76% brach der Vorgang ab, hat aber für das nächste leg gereicht, Bad Neustadt a. d. Saale. Dort (in der selbsternannten Hauptstadt der Elektromobilität) gibt es gleich drei Schnelladesäulen, die erste hatte aber zu, weil Sonntag und einer Supermarktkette gehörend.
Andernorts klappte das Schnelladen - hier allerdings gegen Bezahlung.
Mit fast vollem Akku dann über die Landstr. in die Pampa, auf den Rennsteig (nach Frauenwald, wenn wer googeln möchte). Zunächst noch Flachland, dann aber schon bergig. Akkurestreichweite stark abnehmend, Stirnrunzeln und dann leichte Nervosität auf dem Beifahrersitz.

Am Feriendomizil keine Lademöglichkeit wg. maroder Elektroinstallation, nicht mal mit dem Ladeziegel (10A Leistungsaufnahme). Restkapzität für noch ca 50km.

Somit wurde die weitere Urlaubsplanung von den Lademöglichkeiten abhängig gemacht und zunächst in Illmenau ein Shoppingstop eingelegt, währenddessen sich der Akku an der Normallade kostenpflichtig erholen durfte. Nächster Halt Erfurt: kostenloses Parken am Domplatz, kostenpflichtiges Langsamladen ebendort.
Nach Dom und Altstadtbesichtigung nur schlappe 4 kWh mehr in der Batterie, daher quer durch die City zur Thüringer Energie. Dort Lademonster von E-ON mit gut power und kostenlos.

Heimweg über die BAB (die Dame im Armaturenbrett wurde von den Umleitungen wohl schwindelig) und Abendessen in Suhl, danach wieder Anstieg auf den Rennsteig. Ergo Akku wieder ziemlich leergenudelt. Daher am zweiten Tag Wandern und Auto stehen lassen.

Heimreise dann über Coburg, dem Navi vertraute ich nicht, daher erstmal gegen die Richtung zur nächsten Tank & Rast, zum stromern.
In Coburg nächster Ladestopp und rätseln, ob der Weg über BAB (Strom reicht nicht) oder Landstr. (Strom sollte reichen). Die Wahl fällt auf die Landstr. Frau will nachhause, BAB geht auch nicht viel schneller, der Umweg beträgt fast 40 km.

Dann wieder dieses dämliche chinesische Dorf "Um leit tung", wieder Mehrkilometer, wieder die Bindestriche auf dem Tacho und die Ermahnungen wg. der Batterie aus dem Lautsprecher. Mein Weib wird immer stiller, schaut angestrengt aufs Handy und aus dem Fenster.
Einrollen in den Hof mit 4,5% Rest im Akku. Alles gut.

Fazit: für die City, den täglichen Weg zur Arbeit bis sagen wir mal 60 km einfach (wenn man am Arbeitsplatz ordentlich laden kann, dann gern mehr) ist so ein Elektroauto eine Wucht. Komfortabel, leise, nicht grade langsam und gut für's Umweltgewissen, wenn man den Strom auf dem Hausdach selber produziert, den man verfährt.

Reisen mit dem Wagen ist durchaus möglich, man muss sich aber viel mehr Gedanken machen, wohin, auf welchem Weg und ob man am Ziel wenigstens eine Schukosteckdose beaufschlagen kann. Zeit muss man natürlich auch haben, denn selbst bei mäßigem Tempo auf der Autobahn geht der Verbrauch rapide nach oben und die Reichweite nimmt besorgniserregend schnell ab. Die Profis surfen dann im Windschatten von LKW (wochentags) und sparen so Strom und Ladezeit.

Das steht mir noch bevor, wenn ich die Verwandten im Harz besuche. Bin gespant, ob meine Frau mitfährt. :D :D

Soviel mal zu der Sache. Ach ja, außer einmal Reifendruck nachprüfen und Scheibenwasser auffüllen, habe ich an dem Auto nix machen müssen, außer Fahren und den Stromstecker bedienen.

Viele Grüße

Dirk
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Re: 10.000 km unter Strom

Beitrag von MMö »

Hallo Dirk!

Das klingt nicht verkehrt. Ich bin ja ein wenig mit der Roller-Idee schwanger gewesen ...
Und habe mir schon so eine kleine Odysee gedacht was das Nachladen betrifft.
Trotzdem empfinde ich deiner Erfahrung als sehr ermutigend. Da geht was!

Im aktuellen Kradblatt /Kurvenräuber ist ein Bericht über eine Reise nach Kroatien -
mit der Zero. Ein E-Motorrad. Das Laden war ähnlich spektakulär wie es in deiner
Beschreibung klingt: Säule defekt, Ladung bricht plötzlich ab, Säule gar nicht vorhanden.
Auf der anderen Seite beschreibt der Autor aber auch einmalige Momente auf einem
Pass -inkl funktionierender Ladestation! -,der für Verbrennungsmotoren an dem Tag
gesperrt war. Sprich: alleine mit Fahrrädern unterwegs.
Ils ont les armes. On les emmerde. On a le champagne!
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FrankR80GS
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Re: 10.000 km unter Strom

Beitrag von FrankR80GS »

[quote="MMö"]...über eine Reise nach Kroatien - mit der Zero. Ein E-Motorrad. Das Laden war ähnlich spektakulär wie es in deiner Beschreibung klingt: Säule defekt, Ladung bricht plötzlich ab, Säule gar nicht vorhanden. ...[/

Zero bin ich vor zwei Jahren probegefahren.
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17k€ sollte das Ding kosten, soviel vorab. 300km Reichweite, 500tkm Akkugarantie (oder 3 Jahre, was zuerst kommt - verarschen kann ich mich selbst :twisted: ). Der Probefahrtdirektor wollte mir tatsächlich 10km Probefahrt zugestehen. Tschüss, Helm auf - nee, halt - aber nicht länger als 30 min, andere wollen auch mal. Hab dann auf 16 km, davon 10km bergig Überland exakt 16% Akku verbraucht. Nicht schneller als 100 km/h, bergab maximale Rekuperation. Dreisatz könnt ihr ja selbst.

Fährt gut, ist aber ziemlich billig gemacht (vor allem im Vergleich zur alten BMW). Der Witz war aber die Schnellladeeinrichtung für satten Aufpreis im Format eines 30x0,33l Bierkastens. WTF soll Motorradler on Tour mit dem Scheißding machen? Mit UPS 100km voraus schicken, damit man bei leerem Akku in 3h vollladen kann (statt in 8h )? Völlig idiotisch. Fanden auch andere, Zero Umsatz in Folge.
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Immer dran denken:
Hätten Hummeln Aerodynamik studiert, könnten sie nicht fliegen.
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Scotchman
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Re: 10.000 km unter Strom

Beitrag von Scotchman »

Dem Thema Elektromobilität stehe ich sehr skeptisch gegenüber.

Zunächst meine ich, dass diese Umweltdebatte, welche das Fahren mit den Stromern propagiert, ziemlich kurzsichtig ist: Ein Elektroauto ist umweltfreundlich, weil es keine Emissionen produziert. Das ist natürlich nicht ganz richtig, denn der Strom kommt zwar aus der Steckdose, aber irgendwie muss er ja da wohl auch vorher reingekommen und produziert worden sein. Mich würde schon die Energiebilanz interessieren. Wie viel der im Kohlekraftwerk eingesetzten Energie wird schließlich in Bewegungsenergie umgesetzt?
Nun, der Energieeinsatz sollte selbst bei einem spritfressenden V8-Monster günstiger sein.

Grundsätzlich wird die Mechanik eines Elektrofahrzeuges wohl unkomplizierter und haltbarer sein. Ein E-Motor ist kein Hexenwerk und birgt sicherlich geringere Reparaturrisken als ein moderner Dieselmotor mit zwei Turboladern. Die Haltbarkeit der Akkus steht derzeit noch in den Sternen.

Das große Problem ist und bleibt erst einmal die Infrastuktur. Mir wäre es zu spannend, mit dem Auto kilometergenau zu planen, welche Strecke ich über welchen Rastplatz in den Urlaub nehme. Hier wird aber sicherlich in Zukunft das Netz rasant ausgebaut werden.

Bei aller Skepsis mutmaße ich, dass auch vor meiner Haustür in zehn Jahren ein Plastikbecher mit E-Motor stehen wird. Dann hoffentlich mit ausgereifter Akku-Technologie und einem beruhigenden Tankstellennetzt im Rücken.

Gruß

Ulli
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Re: 10.000 km unter Strom

Beitrag von Redskin »

Hallo Ihr Skeptiker,

wenn man rechnen anfängt, um Gründe zu suchen, dann will man nicht. Wer will findet Lösungen!
Jeder kann gern für sich die Rechnung aufmachen und für sich entscheiden, wie und mit was er mobil sein will, sofern er sich das leisten kann.

Ich habe meine Erfahrungen wiedergegeben, die meisten Skeptiker schreiben die Argumente der Verbrennerlobby nieder, ohne sich selbst ein Bild gemacht zu haben, oder mal mehr als nur einen Rutscher mit einem e-Fahrzeug gemacht zu haben.

Meine Entscheidung beruht auf Excel-Tabellen, mit denen ich meine Fahrzeugkosten bestimmt habe und einer Woche Erprobung im Januar / Februar unter realistischen Bedingungen.

Zum Thema Strom und dessen Herkunft:

Z. B. produziert meine PV Anlage das Jahr über genügend Strom, um meinen Strombedarf für die e-Mobilität mehr als zu decken. Der Strom, der bei mir aus der Steckdose kommt, ist aus Wasserkraft und ich lasse mir das auch was kosten. Nicht viel mehr als für dreckigen Braunkohlestrom, aber dennoch ein bisschen.

Ich kaufe auch keine Lebensmittel aus der "in Folieverschweißt Theke", esse dafür aber nur einmal die Woche Fleisch als Hauptgericht.
Gemüse kommt soweit möglich aus dem eigenen Garten.

Nicht weil das irgendwem hilft, oder gar den Planeten vor dem Untergang rettet, sondern weil meine Frau und ich das so wollen. Es ist eine Frage der inneren Haltung, ein Stück weit des Glaubens und nicht der von Geld - Geldeswert usw.

Und: nicht das ein falscher Eindruck entsteht: ich arbeite im Bereich des TVÖD EG 8. Wem das nix sagt: Reichtum geht anders!

Was für einen Footprint welches Fahrzeug hinterlässt, wievel kWh Energie im V8 oder dem Nissan Leaf umgesetzt werden, um den Arsch eines Menschen von A nach B zu bewegen, wer will das mathematisch genau aufdröseln. Was kostet es z. B. ein Barrel Crude Oil aus der Erde zu holen, was wird dabei alles versaubeutelt, welche Abgasreinigung hat ein Supertanker, wie viel Energie braucht eine Raffinerie - sprich was ist passiert, bis ein Liter Kraftstoff im Tank schwappt, um dann mit Schummelsoftware oder Pippieispritzung zu Wärme- und zum geringsten Teil in mechanische Energie umgewandelt zu werden?

Möglicherweise ist es auch effizienter, Abgasreinigung bei großtechnischen Anlagen zentral durchzuführen, als in den Auspuffanlagen von Millionen Kraftfahrzeugen, die alltäglich im Ich will doch nur zur Arbeit Stau rumstehen und deren Motoren künstlich geschönte Werte hergeben, die von der Praxis meilenweit entfernt sind.

Wie oft im Jahr fährt der gemeine Automobilist mit seiner Karre in den Urlaub? Wie viel Prozent der Jahreslaufleistung entfällt beim Durchschnittsautofahrer auf Fernstrecken (>150 km)?

Man kann endlos diskutieren und keiner wird Recht bekommen, weil sich jeder (auch ich) die Welt so macht, wie es beliebt.
Solange aber unsere Politik von der Wirtschaft fremdgesteuert wird, braucht sich niemand der Illusion hingeben, es ginge bei der Sache um das Ffinden einer umweltverträglichen, wirtschaftlich realisierbaren und menschenfreundlichen Lösung.

Es geht um eines: dem Kult es Mammon immer wieder ein Opfer darzubringen. Bei uns geht es derzeit nur um Geld und Geldeswert, andernorts werden Kinder versklavt, hungern die Leut und sterben wie die Fliegen, damit wir uns hier einen fetten Tag machen können.

Wer das ernsthaft zu leugnen oder zu relativieren bereit ist, der diskutiere von mir aus auch das, ich habe für mich entschieden.

Viele Grüße
Dirk
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Re: 10.000 km unter Strom

Beitrag von ssuchi »

Hi Dirk, vielen Dank für den Praxisbericht den ich mit großem Interesse gelesen habe. Ich hatte jetzt bereits zweimal ausführlich recherchiert und mit Excel-Tabellen rumgerechnet. Finanziell lohnt sich für mich ein e-mobil nicht, trotzdem würde ich es begrüßen wenn meine nächste Dose keinen Auspuff mehr hätte. Was mich im Moment von einem Umstieg abhält:
- Solange bei uns noch AKWs laufen und die FDP sich weigert auch die größten Stinker unter den Kohlekraftwerken abzuschalten sehe ich die Umweltbilanz eines e-mobils kritisch. Mein Haushaltsstrom kommt zwar von Lichtblick, der von öffentlichen Ladestationen wohl eher selten...
- Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus ohne Garage oder Stellplatz am Haus. Solarpanele auf dem Dach bekomme ich ebensowenig genehmigt wie eine Ladestation am Haus. Laden auf Arbeit ist auch keine Option, zumal ich mich häufig allein mit Muskelkraft zur Arbeitsstelle bewege. Hieße also entweder Kabeltrommel vom Balkon herunter lassen oder einmal die Woche irgendwo hin fahren nur zum Laden. Irgendwie beides doof...
- Für den Urlaub brauche ich keine Dose, da nehme ich Mopped, Bahn oder Flieger. Aber ich habe trotzdem so 4-6 Fahrten im Jahr mit einfacher Länger 250km, das schafft bisher keins der angebotenen e-mobile ohne Nachladen. Wäre nur eine Option wenn es passende Schnellladestation an geeigneten Kaffee-Stop-Punkten gäbe, is aber bisher nich. Ich müsste mir für diese Touren (die bis zu 40% meiner jährlichen Dosen-Fahrleistung ausmachen) dann doch einen Verbrenner ausleihen. Öhh...
Gruß, Stefan
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Re: 10.000 km unter Strom

Beitrag von Redskin »

Tja, so ist das halt. Wenn man nicht dem Durchschnitt entspricht, wird es schwierig. Natürlich sehe ich die Probleme, wenn man in einem MFH zur Miete wohnt.
Nur zwecks Aufladen führe ich aber wirklich nur, wenn es notwendig wäre. Bei Tank und Rast ist man gut dabei, Ladestationen zu bauen. Staatlich geförderte Infrastruktur muss zwingend mit zertifiziertem Grünstrom betrieben werden, von daher auch i.O
Meine Rechnung, basierend auf 1.05 €/l Diesel und 360€ Steuern p.a. zeigte mir einen Mehraufwand von ca 50€ im Monat. Der Diesel kostet mittlerweile um die 1,14 -1,21 da sollte was rausspringen.
Grüße
Dirk
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Re: 10.000 km unter Strom

Beitrag von Redskin »

Hallo zusammen,

um das Thema von Stefan noch etwas auszuweiten:
Na klar langt die bisher etablierte Ladeinfrastruktur weder hin, noch her. Das ist momentan alles Feigenblatt und die hochgelobte Spitzenindustrie Automobil muss sich vom Amerikaner (Tesla) und den Chinesen beibügeln lassen, wo der Bartl den Most holt. Und wer sich eine Reise mit der Batteriekarre antut, der braucht schon Idealismus oder einen Tesla. Aber als die ersten Autos rauskamen, da musste man seinen Sprit auch beim Apotheker holen und wusste auch nicht so recht, ob man dort ankommt, wo man hinwollte. Es waren aber grade die Leute, die das Abenteuer nicht gescheut haben, die den ersten Anschub für die Entwicklung gegeben haben, die uns bis hierhin gebracht hat. Kaiser Wilhelm, auch sonst keine so große Leuchte, dafür aber mit großem Maul ausgestattet, soll gesagt haben, dass das Auto sich gegen das Pferd nie werde durchsetzen können. Lag leider daneben.

Scheinbar ist man in den Managementetagen der Autokonzerne (die mit den Millionengehältern) von derselben Borniertheit geplagt.

Man hat sich die letzten 20 Jahre auf seinen Lorbeeren ausgeruht und dank gut geschmierter Beziehungen auch die Gesetzgebung sowie das Normenwesen im Griff gehabt. Frapant, das just heute die Süddeutsche Zeitung zu berichten weiß, dass ausgerechnet die Heinis aus Wolfsburg, die jahr wahrlich genug Dreck am Stecken haben, in Brüssel eine Lockerung der vorgesehenen Verschärfungen vorangetrieben hätten und damit erfolgreich waren.

Dem ist nicht viel hinzuzufügen.

Ich verstehe aber jeden, der bei seiner persönlichen Kalkulation jenseits jeder Schmerzgrenze landet und dann sagt, nee, ist zu teuer. Vor allem, wenn es um das einzige Auto im Haushalt geht.
Wenngleich ich nicht einsehe, warum man bei einem E-Auto billiger fahren müsste, als bei einem Verbrener. Mittelfristig vielleicht, wenn man es aushält, seine Kutsche lang genug zu halten und nicht wie beim Handy immer das neueste Gimmick haben muss. Ich sehe außer bei Bremsen und Reifen sowie bei der Batterie keinen Verschleiß.
Ein Akku für meine Kutsche käme derzeit auf 8.500,-€ glaube ich. Ne Menge Kohle. Wenn ich mir aber überlege, dass man mir eine ziemlich umfangreiche Leistungsgarantie zu geben bereit war und ich bei erreichen der Verschleißgrenze noch immer theoretische 100 km Reichweite hätte, schlafe ich ruhig. Zumal man eine ausrangierte Fahrzeugbatterie auch für daheimrum nehmen kann als Solarspeicher. Theoretisch zumindest.

Was ich jetzt nicht ganz verstehe ist, wozu man überhaupt ein Auto vorhält, wenn man den Weg zur Arbeit mit Muskelkraft, die Urlaube mit Mopped, Bahn und Flieger bestreitet. Ich würde mir dann für die Fahrten, wo ich unbedingt ein Auto brauche wirklich eines mieten. Das müsste doch billiger kommen, als das ganze Jahr die Investition und die Fixkosten eines eigenen Wagens zu tragen, dann aber nicht viel damit unterwegs zu sein.

Aber es tut sich was im Staate D, wenn auch wenig: der Bund gibt Geld aus, damit Ladesäulen gebaut werden können, wenngleich derjenige, der das Teil in die Welt setzt, immernoch den Löwenanteil zu zahlen hat und bestenfalls langfristig was davon hat. Immerhin. Aber es ist z. B. den Kommunen freigestellt, ob sie in der Hinsicht was tun, oder nicht. Es ist freiwillig und freiwillig tut kaum ein Mensch was, wenn er sich davon keinen Vorteil verspricht. Auf jeden Fall die sog. Wirtschaft wird sich schwer hüten, mehr als nur ein Minimum zu investieren, es sei denn, man könnte Geld daraus schinden. Stellt sich die Frage, ob man derartige Umbrüche auf freiwilliger Basis den Märkten überlassen kann, oder eben nicht. Wozu gibt es denn eine Regierung, wenn sie nicht regiert, sondern sich regieren lässt?

Wie man die Fahrzeuge ans Netz bringt, so es denn nennenswerte Zuwächse bei den E-Autos gäbe?
Nun da schaue man vllt. nach Skandinavien. Die haben dort an fast jedem Schaufenster eine Steckdose. Schon länger, weil die ihre Autos bereits seit Jahrzehnten im Winter elektrisch anwärmen, weil es da so arschkalt wird. Sagt mein Kumpel, dessen Ableger in Norwegen hängen geblieben ist, studiertechnisch und auch sonst.
Und wie es aussieht, wenn ein Staat e-Mobilität pusht, sieht man auch in Norwegen. Da hat man nicht gewartet, bis sich ein Herr Zetsche den Bart gebürstet und entschieden hat, doch ein paar Groschen zu investierern, weil ihm sonst am Ende sogar die Chinesen die Butter von der Stulle klauen. Kauft ein Norweger ein E-Auto, so ist dieses in der Tat soweit subventioniert, dass es billiger kommt, als ein Verbrenner. Steuer zahlt er weder beim Kauf, noch sonst, keine Maut, keine Fährgebühren -- Läuft!

Viel wichtiger wäre imho auch, sich mal grundsätzlich durch den Kopf gehen zu lassen, ob es überhaupt notwendig ist, dass Millionen von Menschen tagtäglich irgendwohin pendeln müssen, um sich dann 8 Stunden in ein teures Büro zu quetschen. Zumindest die sog. Wissensarbeiter, die an kein Fließband, in keine Werkstatt, in keine Praxis, keine Schule müssen, könnten eigentlich das Meiste von daheim aus erledigen, wenn unsere Datenleitungen nicht ständig mit irgendwelchem Informationsmüll zugestopft würden und die Chefs sich von dem Gedanken verabschieden könnten, dass ein Mitarbeiter, der nicht zu sehen ist, auch nix arbeitet. Auch das gern genommene Stichwort Datensicherheit sticht nicht, weil meist nicht die Verfahren unsicher, sondern die User der Schwachpunkt sind. Spielt keine Geige, ober der daheim oder im Büro den Fehler macht, der die Daten verschlüsselt, oder das Tor für die bösen Bubinnen und Buben öffnet.

Auch die Industrie, die in den vergangenen Jahrzehnten die beinahe komplette Lagerhaltung auf die Autobahnen verlegt hat, dürfte sich an den daraus erwachsenen Kosten imho gern ausführlich beteiligen. Aber das geht natürlich nicht an, wo kämen wir denn da hin. Das muss schon der kleine Mann mit seinen Steuergroschen stemmen, ansonsten ein Millionenheer arbeitslos würde.

Öffentlicher Verkehr ist auch so eine Sache. Warum fährt auf dem Land ein Gros der Busse leer durch die Gegend, ist aber zu Schichtbeginnzeiten so vollgestopft, dass man nichtmal mehr einen Stehplatz bekommt? Warum fährt nicht in der Früh ein zweiter Bus und dafür der leere nicht? Welche Gestalten machen die Fahrpläne?

Könnte man nicht auch seitens der großen Unternehmen Busse überland schicken, die deren Mitarbeiter einsammeln, anstatt die Leute dazu zu zwingen, erstmal mit überfülltem Bus und Bahn wohin zu fahren, wo sie gar nicht hinwollen, damit sie dann irgendwann nach zig Stationen die Linie erwischen, die am Werkstor hält? Und dafür einen Haufen Kohle ausgeben müssen?

Schickedanz (Quelle) hat das früher so gemacht und die Leute (fast alles Frauen), die die blauen Pakete zusammengepackt haben, aus dem Fürther Umland (bis fast Bamberg) zusammengekarrt und auch wieder nach Hause gebracht. War gratis. Und ich glaube, daran sind die nicht pleite gegangen.

Aber davon versteht der kleine Mann nix. Hat weder Politologie noch Volkswirtschaft studiert und bekommt bei der Addition von zwei Zweiern Vier raus und nicht irgendwas und jedes Mal anders.

Viele Grüße
Dirk
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Re: 10.000 km unter Strom

Beitrag von MMö »

:bindafür:

Man muss sich bewegen, sonst bewegt sich nichts!
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Rote Rita
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Re: 10.000 km unter Strom

Beitrag von Rote Rita »

Hallo Dirk,

vielen Dank für deine Ausführungen. Mit vier Kindern (zwei sind jetzt raus) ist das Geld immer knapp. Ein Elekroauto hätte ich gern, nur womit finanzieren.
Eine Solaranlage haben wir auch für den Strom, aber unser Häuschen ist halt immer noch nicht abbezahlt. Aber vielleicht hast du recht, dass man bei dem ganzen Konsum, den wir und zum Glück leisten können, mal nen Schnitt macht und nicht wieder nen gebrauchen Verbrenner kauft. Wenn der jetztige Diesel hin ist, dann werden wir noch mal in Ruhe neu überlegen. Mit Tesla kommen ja auch den deutschen Ingenieuren ein paar Ideen.

Gruß Rainer
Jede Fahrt ist eine Probefahrt
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Re: 10.000 km unter Strom

Beitrag von Redskin »

Hallo Freunde,

nicht falsch verstehen, ich will nicht missionieren für E- Autos oder so. Wie jeder das Problem der Mobilmachung in den Griff kriegt ist sein eigenes Ding und die Situation des Einen lässt sich nicht mit der des Anderen vergleichen.
Auch meine Hütte und die PV-Anlage darauf sind nicht völlig bezahlt, das Auto ebensowenig. Der Wagen wird 5 Jahre abgestottert, dann sehen wir weiter.

Der Vorgänger war zum Wohnwagenziehen und Angeben, hatte aber ein paar Macken, die ich einem Premiumprodukt nicht zugetraut hätte, ebenso wie ich nicht glaubte von der Werksniederlassung der Marke mit dem Stern dermaßen übers Ohr gehauen zu werden.
Ein ansonsten toller Wagen, der mich aber im letzten Winter mit einem Spinner im automatischen Getriebe auf der Landstr. beim Überholen eines Schulbusses fast im Stich gelassen hätte. Kein Fehler in der Elektronik zu finden, nach einem Neustart alles wieder gut. Google gefragt und schon mal überlegt, was zuhause los wäre, wenn der dort beschriebene worst case einträfe. Selbst ein gebrauchtes Teil über 1200 Taler plus Fracht. Dann muss man sich auskennen, damit beim Einbau nix schief geht.
Danach fährt das Auto aber immer noch nicht, weil die Komponenten elektronisch neu verheiratet werden müssen, was wiederum fast nur die Markenwerkstatt kann.

Soo. Der langen Rede gar kein Sinn: auch wir mussten entscheiden, entweder in dieses oder ein anderes Fahrzeug zu investieren. Angesichts des Wertverlusts neuer Fahrzeuge, der latenten Anfälligkeiten auch neu gebrauchter Fahrzeuge für teure Komponentenausfälle, die dann lt. Kleingedruckten doch nicht in der Garantie drin sind, kam nur ein neues Auto in Frage, mit Werksgarantie, oder eine Tageszulassung.
Beim Preisvergleich sind wir dann bei der Batteriekarre hängen geblieben, an der hoffentlich kein Getriebe, das im Austausch 4500 oder gebraucht 1200 Scheine kostet, in Dutt geht.

Den Wohnwagen werde ich wohl nächstes Jahr verscherbeln, steht eh die meiste Zeit rum. Frisst kaum Brot, ja, aber in Wahrheit genutzt haben wir den auch nicht so, wie wir uns das mal erträumt haben.

Insofern rechne und entscheide ein jeder für sich. Der Vorsichtige warte ab, ob sich preislich, technisch, infrastrukturell demnächst was tut, oder ob uns die Politk in dem Thema verarscht. Wenn die Kohle nicht reicht, dann geht es eben nicht, das Auto ist ja nicht alles im Leben und die Welt retten wird das E-Auto allein auch nicht können, ich sehe die Problematik auch eher woanders.

Ich wollte ja nur mitteilen, dass es für mich mit der e-Mobilität gut hinhaut, ich mir das auch nicht schönreden muss oder die Bilanz manipulieren, dass es passt.
Von der Kohle, die jeden Monat reinkommt, geht auf die Tour schon ein großer Teil gleich wieder fort. Somit muss ich mir die kleinen Fluchten vom Alltag gönnen.
Z.B ein Forentreffen mit der kleinen Boxer-Q.

Viele Grüße
Dirk
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