Ich gehe stromern ....
Verfasst: 12.08.2017 11:03
... wenn der Händler sich korrekt an Preisverhandlungen hält .
Mein Smartphone funktioniert mit Strom, mein Kühlschrank, mein Computer und mein Siebträger.
Und wenn vier Dinge schon mit Strom einwandfrei funktionieren, kann man auch darüber nachdenken
sein tägliches Gefährt mit Strom auszurüsten. Nein, nicht das Fahrrad. Das funktioniert mit Beinstrom!
Auch nicht das Auto - das funktioniert mit Benzinstrom bzw. Maisstrom. Und aus der aktuellen Kfz-Diskussion
wissen wir, dass nur Treckerfahrer bedenkenlos auf dem Acker mit Dieselstrom fahren sollen. Der Umwelt
und den Menschen zuliebe.
Also bin ich vor den Sommerferien zu einem BMW-Händler gefahren und habe nach einem Roller mit
elektronischem Strom gefragt. Hatten die rein zufällig da. Mehr als ein Zufall, denkt man. Der heißt
C-Evolution und fährt eben nur mit elektrischem Strom aus der Steckdose. Und weil alle Welt noch mit
Benzinstrom oder eben Treckerstrom fährt, konnte man sich das Gerät für ganze drei Tage ausleihen.
Will keiner kaufen. Die wollen alle einen teuren Dieselstrom-Motor haben. Drei Tage wollte ich den
testen, weil ich bei verschiedenen Temperaturen und Wetterdingens fahren wollte. Wollte der Händler
zuerst nicht, dann wollte er doch. "Ich will ja kaufen", sang ich ihm in Engelstönen vor.
Hintergrund: Pendelstrecke von mir zur Schule sind 17 Kilometer einfacher Weg. 34 Kilometer hin
und zurück. Kurzes Stück Stadt, dann Landstraße mit 80 km/h Beschränkung. Keine Berge, gerade
Strecke. Das ist wichtig. Theoretische Reichweite vom Roller: knapp 120 Kilometer laut Hersteller. Würde
bedeuten: 3 Tage fahren, einmal aufladen für den Rest der Woche.
125er Roller mit Benzinstrom habe ich ausprobiert - taugt nicht. Zu langsam auf der Landstraße, da bin
ich am Morgen ein echtes Hindernis. Und es fehlt das passende Alter. Außerdem: Benzinstrom. Muss ich also zur Tankstelle fahren, wenn Benzinstrom alle. Dabei kommt bei mit der Strom aus der Wand!
Bin ich doch bescheuert, wenn ich das nicht nutze!
Kurz: Der C-Evolution Roller von BMW ist eine echte Granate. Sehr groß, sehr schwer. Nicht viel Gedöns dran,
aber mit dem Wichtigsten ausgestattet: Lenker, Sitzbank, Räder und eine Hupe. Zur letzeren nachher noch ein Wort. Und weil das recht wenig ist haben sie noch ABS, Schlupfregelung und ein Nintendo 3DS XL als Display angebaut. Geht also doch mit den serienmäßigen Extras. Ach ja, einen Rückwärtsgang hat das Ding auch. Wichtig: irre schwer der Roller. Irgendwo muss der Steckdosenstrom ja getankt und gebunkert werden.
Rückwärtsschieben geht kaum.
Wenn man sich draufsetzt und das Knöpfchen zum Anmachen drückt passiert nichts. Kein Lärm, gar nichts.
Der ist dann einfach an. Display blinkt auf und fordert zum Spielen auf. Das geht dann so:
R-Taste länger drücken bis auf dem Display "R" erscheint. Dann leicht die Warpschraube drehen - nannte man
früher Gasgriff! - und das Gefährt setzt an zum Rückwärtsfahren. Bringt Spaß, aber sinnfrei damit zu fahren - man sitzt verkehrt herum und kann schlecht den Verkehr sehen. Also normal nach vorne fahren! Geilerweise macht der das richtig gut. Sogar richtig, richtig, richtig gut - die Beschleunigung aus dem Stand heraus ist bombig. Und ohne Geräusch. Das irritiert am Anfang komplett, aber man gewöhnt sich sofort daran. Macht man das einen ganzen Tag, ist am Abend der Akku leer. Man muss Strom tanken.
1. Lehre: Mit Steckdosenstrom zu fahren ist anders als mit Benzinstrom. Man muss also anders fahren. Am zweiten Tag dann sinnvoll gefahren: Sinnig anfahren und fix den Fahrmodus elektronisch ändern. "Sail", wenn es nur geradeaus geht und der Motor wenig leisten muss. Nicht wesentlich schneller als 80/90 km/h und früh in die Rekuperationsphase "Dynamik" schalten, wenn Hindernis auftaucht: Ampel, Autos, alte Omas. Dann fährt der Stromroller mit einem starken Widerstand und lädt praktisch in jeder Phase wieder auf. Also, salopp gesagt. Wenn man das schlau macht, kann man mit diesem Modus fast ohne zu Bremsen fahren. Und spart Strom, erhöht die Reichweite. Schaltet man in den "Pro Eco" Modus, kommt kein Fahrspaß auf. Leistung ist begrenzt, Reichweite dafür erhöht. Taugt aber nichts für die Stadt.
2. Lehre: Der Sound. Klingt so nach "whopwhopwhopwhop". Leise und eher wie ein Raumschiff. Liegt am Zahnriemen, der sich bei der Geschwindigkeit irgendwie anders bewegt und dann so ein Geräusch macht.
Für einen Ducatistrom-Fahrer etwas völlig anderes. Klingt aber aufregend und passend.
3. Lehre: Die Hupe ist ein Witz! Gerade das wichtigste an einem Fahrzeug - egal ob Krad oder Pkw - versagt hier! Okay, es gibt Menschen die brauchen keine Hupe. Ich benötige sie immer: Grüßen, Warnen oder aus Langeweile. Einmal die Hupe gedrückt und die Lebenslust ist wieder da. Gerne an Ampel, wenn Fußgänger in der Nähe sind. Manchmal sieht man Sprünge ... O-Ton meiner Kinder: "Papa, wieso hupst du nicht mehr, wenn du die Straße hochfährst?" Ja ... man muss wohl Kompromisse machen.
4. Lehre: Stromtanken ist laut. Popelt man das serienmäßige Kabel aus dem Fach des Rollers und schließt ihn
an die Steckdose an, passiert kurz nichts. Dann surrt und faucht er plötzlich los. Zuerst dachte ich,der wird gleich hochgehen und habe mich erstmal unauffällig entfernt. Sind aber nur Ventilatoren die den Akku während der Ladephase kühlen. Eine Stunde an der Steckdose und ungefähr 50 bis 60 Prozent Strom sind wieder im Akku drin. Das geht. So kann man theoretisch in sechs Wochen bis nach Südspanien fahren. Oder nach Moskau. Wenn man will. Und so viel Urlaub hat. Reiche Menschen lassen dann den Roller einfach stehen und fliegen mit Flugzeug (Kerosinstrom!) zurück.
Machen aber nicht viele. Deswegen sind die Händler sehr verzweifelt und verkaufen nichts. Es gibt zu wenig reiche Menschen mit Stromgedanken. Deswegen verkaufen die nämlich ihre Vorführer zu niedrigen Preisen.
Neu kostet der Roller laut Liste knapp 15 k Euro. Dafür könnte man einen gebrauchten Trecker mit Anhänger voller Dieselstrom kaufen. Problem: Die meisten Pendlerstrecken führen nicht über einen so großen Acker.
Der Roller soll laut Händler nach vielen Gesprächen nun deutlich unter 10 k liegen. 289 Kilometer gelaufen, volle Garantie: 5 Jahre auf Akku, 150 000 tkm. 234 Kilometer habe ich davon verjuckelt. Das langt eigentlich. Jetzt muss ich im Hause für Überzeugungsarbeit sorgen. Den will ich haben. Aus Gründen. Vielleicht schaffe ich dann einen Stromverbraucher ab. Fernseher zum Beispiel. Nutzt hier eh keiner und verbraucht sehr viel Strom!
Viele Grüße
Marco
P.S. Alle Daten kann man sich zusammen suchen. Ist langweilig zu nennen. Ich habe keine Ahnung, wie
viel PS der wirklich hat und warum das wichtig ist. Der ist flott. Sehr flott. Nichts für die Stadt, da ist
der Roller viel zu groß. Aber für aus der Stadt raus, auf die Landstraße - keine Pendelstrecke mehr als
20 Kilometer einfache Strecke ... da kommt eine Überlegung auf. Alles andere ist nonsens. Ich bin aus HH
raus gen Lüneburg und mit der letzten Ladung angekommen - 60 Kilometer. Autobahn ist nichts für den Roller. Auch wenn er knapp 120 Sachen macht. Kostet zu viel Energie.
Eine Solarladestation für meine Garage würde mich rund 5 k Doppelmark kosten. Einspeisung dann in den Roller,
Rest für die Playstation und CD-Spieler im Haus. Wenn Sonne weg, keine Arbeit und kein Lärm im Haus. Sollte man sich überlegen
Mein Smartphone funktioniert mit Strom, mein Kühlschrank, mein Computer und mein Siebträger.
Und wenn vier Dinge schon mit Strom einwandfrei funktionieren, kann man auch darüber nachdenken
sein tägliches Gefährt mit Strom auszurüsten. Nein, nicht das Fahrrad. Das funktioniert mit Beinstrom!
Auch nicht das Auto - das funktioniert mit Benzinstrom bzw. Maisstrom. Und aus der aktuellen Kfz-Diskussion
wissen wir, dass nur Treckerfahrer bedenkenlos auf dem Acker mit Dieselstrom fahren sollen. Der Umwelt
und den Menschen zuliebe.
Also bin ich vor den Sommerferien zu einem BMW-Händler gefahren und habe nach einem Roller mit
elektronischem Strom gefragt. Hatten die rein zufällig da. Mehr als ein Zufall, denkt man. Der heißt
C-Evolution und fährt eben nur mit elektrischem Strom aus der Steckdose. Und weil alle Welt noch mit
Benzinstrom oder eben Treckerstrom fährt, konnte man sich das Gerät für ganze drei Tage ausleihen.
Will keiner kaufen. Die wollen alle einen teuren Dieselstrom-Motor haben. Drei Tage wollte ich den
testen, weil ich bei verschiedenen Temperaturen und Wetterdingens fahren wollte. Wollte der Händler
zuerst nicht, dann wollte er doch. "Ich will ja kaufen", sang ich ihm in Engelstönen vor.
Hintergrund: Pendelstrecke von mir zur Schule sind 17 Kilometer einfacher Weg. 34 Kilometer hin
und zurück. Kurzes Stück Stadt, dann Landstraße mit 80 km/h Beschränkung. Keine Berge, gerade
Strecke. Das ist wichtig. Theoretische Reichweite vom Roller: knapp 120 Kilometer laut Hersteller. Würde
bedeuten: 3 Tage fahren, einmal aufladen für den Rest der Woche.
125er Roller mit Benzinstrom habe ich ausprobiert - taugt nicht. Zu langsam auf der Landstraße, da bin
ich am Morgen ein echtes Hindernis. Und es fehlt das passende Alter. Außerdem: Benzinstrom. Muss ich also zur Tankstelle fahren, wenn Benzinstrom alle. Dabei kommt bei mit der Strom aus der Wand!
Bin ich doch bescheuert, wenn ich das nicht nutze!
Kurz: Der C-Evolution Roller von BMW ist eine echte Granate. Sehr groß, sehr schwer. Nicht viel Gedöns dran,
aber mit dem Wichtigsten ausgestattet: Lenker, Sitzbank, Räder und eine Hupe. Zur letzeren nachher noch ein Wort. Und weil das recht wenig ist haben sie noch ABS, Schlupfregelung und ein Nintendo 3DS XL als Display angebaut. Geht also doch mit den serienmäßigen Extras. Ach ja, einen Rückwärtsgang hat das Ding auch. Wichtig: irre schwer der Roller. Irgendwo muss der Steckdosenstrom ja getankt und gebunkert werden.
Rückwärtsschieben geht kaum.
Wenn man sich draufsetzt und das Knöpfchen zum Anmachen drückt passiert nichts. Kein Lärm, gar nichts.
Der ist dann einfach an. Display blinkt auf und fordert zum Spielen auf. Das geht dann so:
R-Taste länger drücken bis auf dem Display "R" erscheint. Dann leicht die Warpschraube drehen - nannte man
früher Gasgriff! - und das Gefährt setzt an zum Rückwärtsfahren. Bringt Spaß, aber sinnfrei damit zu fahren - man sitzt verkehrt herum und kann schlecht den Verkehr sehen. Also normal nach vorne fahren! Geilerweise macht der das richtig gut. Sogar richtig, richtig, richtig gut - die Beschleunigung aus dem Stand heraus ist bombig. Und ohne Geräusch. Das irritiert am Anfang komplett, aber man gewöhnt sich sofort daran. Macht man das einen ganzen Tag, ist am Abend der Akku leer. Man muss Strom tanken.
1. Lehre: Mit Steckdosenstrom zu fahren ist anders als mit Benzinstrom. Man muss also anders fahren. Am zweiten Tag dann sinnvoll gefahren: Sinnig anfahren und fix den Fahrmodus elektronisch ändern. "Sail", wenn es nur geradeaus geht und der Motor wenig leisten muss. Nicht wesentlich schneller als 80/90 km/h und früh in die Rekuperationsphase "Dynamik" schalten, wenn Hindernis auftaucht: Ampel, Autos, alte Omas. Dann fährt der Stromroller mit einem starken Widerstand und lädt praktisch in jeder Phase wieder auf. Also, salopp gesagt. Wenn man das schlau macht, kann man mit diesem Modus fast ohne zu Bremsen fahren. Und spart Strom, erhöht die Reichweite. Schaltet man in den "Pro Eco" Modus, kommt kein Fahrspaß auf. Leistung ist begrenzt, Reichweite dafür erhöht. Taugt aber nichts für die Stadt.
2. Lehre: Der Sound. Klingt so nach "whopwhopwhopwhop". Leise und eher wie ein Raumschiff. Liegt am Zahnriemen, der sich bei der Geschwindigkeit irgendwie anders bewegt und dann so ein Geräusch macht.
Für einen Ducatistrom-Fahrer etwas völlig anderes. Klingt aber aufregend und passend.
3. Lehre: Die Hupe ist ein Witz! Gerade das wichtigste an einem Fahrzeug - egal ob Krad oder Pkw - versagt hier! Okay, es gibt Menschen die brauchen keine Hupe. Ich benötige sie immer: Grüßen, Warnen oder aus Langeweile. Einmal die Hupe gedrückt und die Lebenslust ist wieder da. Gerne an Ampel, wenn Fußgänger in der Nähe sind. Manchmal sieht man Sprünge ... O-Ton meiner Kinder: "Papa, wieso hupst du nicht mehr, wenn du die Straße hochfährst?" Ja ... man muss wohl Kompromisse machen.
4. Lehre: Stromtanken ist laut. Popelt man das serienmäßige Kabel aus dem Fach des Rollers und schließt ihn
an die Steckdose an, passiert kurz nichts. Dann surrt und faucht er plötzlich los. Zuerst dachte ich,der wird gleich hochgehen und habe mich erstmal unauffällig entfernt. Sind aber nur Ventilatoren die den Akku während der Ladephase kühlen. Eine Stunde an der Steckdose und ungefähr 50 bis 60 Prozent Strom sind wieder im Akku drin. Das geht. So kann man theoretisch in sechs Wochen bis nach Südspanien fahren. Oder nach Moskau. Wenn man will. Und so viel Urlaub hat. Reiche Menschen lassen dann den Roller einfach stehen und fliegen mit Flugzeug (Kerosinstrom!) zurück.
Machen aber nicht viele. Deswegen sind die Händler sehr verzweifelt und verkaufen nichts. Es gibt zu wenig reiche Menschen mit Stromgedanken. Deswegen verkaufen die nämlich ihre Vorführer zu niedrigen Preisen.
Neu kostet der Roller laut Liste knapp 15 k Euro. Dafür könnte man einen gebrauchten Trecker mit Anhänger voller Dieselstrom kaufen. Problem: Die meisten Pendlerstrecken führen nicht über einen so großen Acker.
Der Roller soll laut Händler nach vielen Gesprächen nun deutlich unter 10 k liegen. 289 Kilometer gelaufen, volle Garantie: 5 Jahre auf Akku, 150 000 tkm. 234 Kilometer habe ich davon verjuckelt. Das langt eigentlich. Jetzt muss ich im Hause für Überzeugungsarbeit sorgen. Den will ich haben. Aus Gründen. Vielleicht schaffe ich dann einen Stromverbraucher ab. Fernseher zum Beispiel. Nutzt hier eh keiner und verbraucht sehr viel Strom!
Viele Grüße
Marco
P.S. Alle Daten kann man sich zusammen suchen. Ist langweilig zu nennen. Ich habe keine Ahnung, wie
viel PS der wirklich hat und warum das wichtig ist. Der ist flott. Sehr flott. Nichts für die Stadt, da ist
der Roller viel zu groß. Aber für aus der Stadt raus, auf die Landstraße - keine Pendelstrecke mehr als
20 Kilometer einfache Strecke ... da kommt eine Überlegung auf. Alles andere ist nonsens. Ich bin aus HH
raus gen Lüneburg und mit der letzten Ladung angekommen - 60 Kilometer. Autobahn ist nichts für den Roller. Auch wenn er knapp 120 Sachen macht. Kostet zu viel Energie.
Eine Solarladestation für meine Garage würde mich rund 5 k Doppelmark kosten. Einspeisung dann in den Roller,
Rest für die Playstation und CD-Spieler im Haus. Wenn Sonne weg, keine Arbeit und kein Lärm im Haus. Sollte man sich überlegen