R65 Ölverlust, Zylinder und Zylinderkopf

Alles rund um die Technik an den Modellen R45 und R65
Stallbursche
Alleswisser
Alleswisser
Beiträge: 2558
Registriert: 20.02.2004 18:52
Motorrad: R65 Bj 1979 mit Gläser, K100RT Bj1986, Dnepr KT 11 Bj 1994, Honda Lead AF01 50 ccm Bj 1986, Peugeot Executive125 Bj 1993
Wohnort: 8535 Höhenkirchen-Siegertsbrunn (25 km von München)

Re: R65 Ölverlust, Zylinder und Zylinderkopf

Beitrag von Stallbursche »

wiemer hat geschrieben:Der Hellmuth/Stallbursche foerdert auch eine Menge vom R 65....und nimmt auch hin dass da etwas kaputt geht, deswegen oder nicht.
(Kurbelwelle)
das ist prima so...mann soll vom Kultur geniessen, jeder auf eigener Art. ;-)

Wiemer.
Hallo Wiemer,
es war zum Glück nicht die Kurbelwelle. Die Bronze-Schalen des linken Pleuellagers hatten sich auf der Kurbelwelle festgefressen und das Pleuel drehte sich um die Schalen außen drum herum; ein Wunder, dass das ca. 5000 km seit dem ersten Auftreten des Gräusches gehalten hat.
Im übrigen hatte ich mit den Motoren nicht soo viel Ärger (immerhin bin ich inzwischen über 100 000 km mit meinen Kühen gefahren):
außer dem Pleuel (bei der Gelegenheit hab ich gleich den Zylinderkopf überholen lassen) ist noch bei einem Nikasilzylinder die Verchromung gloßflächig abgeplatzt; sie machte schon bei Übernahme mit 45 000km Geräusche, erst bei 80 000 km wurd es dann so laut, dass ich nachgesehen habe.
Außerdem war da mal eine gebrochene Ventilfeder....
....und natürlich viel Kulturgenuss, vor Allem auch bei zwei Wochentouren durch den Elsass! :D ;-) :gut: :wein: :ja:

Hallo rei 97,
das Abreißen des Ventils muss nicht unbedingt bei hohen Drehzahlen erfolgen, ich hab es mal bei meiner alten R25/3 erlebt, die ich damals regelmäßig sehr hochdrehend gefahren bin, da ist es einmal im Leerlauf vor der Ampel in den Keller gefallen.
Übrigens hatte ich beim Lesen Deiner Berichte auch so den Eindruck, als würdest Du sie über längere Strecken heizen, daher wohl die etwas heftige Reaktion von Herbert. Wenns nicht so war, dann kanns auch an einem der im Folgenden beschriebenen Ursachen liegen, ärgerlich ist so was jedenfalls.


Für einige Neue hier im Forum könnten ein paar allgemeine Informationen hierzu interessant sein, die Ventile der R45 sind ja eine bekannte Schwachstelle, und die Folgen eines Abrisses leider zimlich böse. :evil:
Da die kleine nur 27 PS hat, wird sie immer etwas heißer gefahren als die R65. Außerdem ist sie relativ kurz übersetzt, man kommt schnell an Drehzahlen über 7000 U/Min.. Die arbeiten sich dann auch relativ schneller in die Ventilsitze ein, insbesondere bei den alten Köpfen, die keine gehärteten Sitzringe haben.
Dann sind die Ventile nicht ganz dicht und es bläst beim Verbrennungstakt immer etwas von dem heißen Gas am Ventil vorbei, es wird also heißer als normal. Auch fehlt die Abkühlung während 3/4 der Zeit, die sonst bei dem geschlossenen Ventil daduch auftritt, dass es fest auf dem Sitzring aufliegt, also guten Wärmekontakt hat.
Die Kombination aus Durchblasen, mangelnder Abkühlung und längerer Vollgasfahrt führt zu einer Überhitzung, die die Zähigkeit des Ventilschafts am Übgang zum Teller dauerhaft herabsetzt. Wenn dann auch nur einmal die Drehzahl zu hoch geht (z.B. durch verschalten o.ä.), dass der Kolben an das Ventil stößt, bildet sich am Schaft ein kleiner Riß und außerdem wird das Ventil ein kleines bisschen krumm.
Nun sitzt es erst recht nicht mehr sauber in seinem Sitz, sondern wird bei jedem Öffnungsvorgang etwas schief in den Sitz zurückgepreßt und dabei immer wieder ein wenig gebogen. Der Riß erweitert sich immer mehr, bis er irgenwann anscheinend ohne aktuellen Grund zum Versagen des Materials führt.
(Weitere Ursachen für Überhitzung sind: Frühzündung und zu mageres Gemisch, beides sieht man am zu hellen Kerzenbild. Das sollte nicht heller als Rehbraun sein. wenn fast weiß, dann ALARM!)
Deswegen der dringende Rat an alle Anfänger, regelmäßig das Ventilspiel zu überprüfen. Wenn es in kurzen Abständen (1000 km) immer wieder zu klein wird, dann ist es höchste Zeit, den Kopf abzubauen und die Dichtigkeit der Ventile zu überprüfen, am Besten aber gleich das Auslassventil und den Sitzring vom Motoreninstandsetzer erneuern zu lassen.
Wenn ich richtig mitgelesen habe, trifft es vor Allem den linken Zylinderkopf, warum, ist mir nicht klar.
Hellmuth
Warum ist es am Rhein so schön?
MMö
Alleswisser
Alleswisser
Beiträge: 2665
Registriert: 08.03.2010 21:34
Motorrad: Aktuell:

AffenTwin 1100 SD08

Ex:
R45, R65, R80R

Re: R65 Ölverlust, Zylinder und Zylinderkopf

Beitrag von MMö »

Stallbursche hat geschrieben:Wenn ich richtig mitgelesen habe, trifft es vor Allem den linken Zylinderkopf, warum, ist mir nicht klar.
Hellmuth
Womöglich ist es auf der Südhalbkugel genau anders herum.
Ils ont les armes. On les emmerde. On a le champagne!
Qtipp
Fingerwundschreiber
Fingerwundschreiber
Beiträge: 178
Registriert: 17.04.2011 12:46
Motorrad: R45 Bj 81
Gespann(baustelle) R100 Bj. 79 mit Walter TR 500 Nachbau
SR 500 RD250
Wohnort: 53111

Re: R65 Ölverlust, Zylinder und Zylinderkopf

Beitrag von Qtipp »

[
nobodyshero hat geschrieben:
Stallbursche hat geschrieben:Wenn ich richtig mitgelesen habe, trifft es vor Allem den linken Zylinderkopf, warum, ist mir nicht klar.
Hellmuth
Womöglich ist es auf der Südhalbkugel genau anders herum.
oder in linkskurven wird schneller gefahren ;-)
rei97 hat geschrieben:Also:
na ja, gewurmt hat michs schon, von hinten angemacht zu werden, aber mein Ego kann das ab.
Rei97
das war von vorn und ganz offen :lach:
so sind die Norddeutschen :D manchemanchmal
die Rheinländer sind da anders ;-)
Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Benutzeravatar
FrankR80GS
Kohlkönig 2019
Kohlkönig 2019
Beiträge: 5457
Registriert: 18.07.2010 22:45
Motorrad: BMW R80GS, eine von 1488 der ersten Serie.
Wohnort: nahe KS

Re: R65 Ölverlust, Zylinder und Zylinderkopf

Beitrag von FrankR80GS »

Stallbursche hat geschrieben:....
Im übrigen hatte ich mit den Motoren nicht soo viel Ärger (immerhin bin ich inzwischen über 100 000 km mit meinen Kühen gefahren):
außer dem Pleuel (bei der Gelegenheit hab ich gleich den Zylinderkopf überholen lassen) ist noch bei einem Nikasilzylinder die Verchromung gloßflächig abgeplatzt; sie machte schon bei Übernahme mit 45 000km Geräusche, erst bei 80 000 km wurd es dann so laut, dass ich nachgesehen habe.
Außerdem war da mal eine gebrochene Ventilfeder........
Hellmuth
Hallo Hellmuth,

das geht aber noch besser: 150tkm mit dem gleichen Motor. Gemacht wurden die Ventilführungen (hoher Ölverbrauch, bei 110tkm) und die Steuerkette (Geräusche - bei 40tkm). Sonst nix. Dafür hat das Getriebe (2x), die Kardanwelle, das Federbein (3x) und die Zündspule Ärger bereitet. Ich halte mich aber daran, nicht dauerhaft über 5500/min zu drehen. Macht keinen Spaß, kostet Sprit und schadet den Ventilen. Ich rechne fest damit, dass auch die nächsten 50tkm noch mit dem gleichen Motor gehen werden.
Übrigens: Nikalsil ist keine Verchromung, sondern eine Ni-Matrix-SiC-Hartschicht. Die Abplatzungen werden übrigens mit schlechtem Sprit (hoher Schwefelgehalt) in Verbindung gebracht, s. http://en.wikipedia.org/wiki/Nikasil, weiter unten.

/Frank
BMW - Unseraoner fährt koan Japaner.

Immer dran denken:
Hätten Hummeln Aerodynamik studiert, könnten sie nicht fliegen.
Brummbär
Lord Forum
Lord Forum
Beiträge: 1163
Registriert: 26.02.2007 13:23
Motorrad: Ja.

Re: R65 Ölverlust, Zylinder und Zylinderkopf

Beitrag von Brummbär »

Um auf die Ölleckagen zurückzukommen:

So sieht meine nach längerem Fahren und ohne viel mehr dran zu tun als Benzin reinzukippen eigentlich regelmäßig aus. Etwas Schwitzöl halt. Wo soll denn da das Problem sein.

Ventile: Auch bei mir waren sämtliche Zylinder der linken Bank betroffen, km Stand 40.000. Häßliches Krächzen bei Vollgas.
Es war das Auslaßventil. Kopf und Kolben neu. Km -Stand inzwischen 148.000 und fährt weiter und lauter und immer weiter und immer lauter. Macht aber nix, Hauptsache fährt. Und sieht so ölig aus wie auf den Fotos. Und wenn ich nen Liter 15W40 auf 1000km nachkippe, ist mir das auch wurscht. Wenn der Ölstand gleich bleibt, dann schaue ich mal, was mir denn wohl das Öl verdünnt. Zusätze brauche ich auch keine. Höchstens Frostschutzmittel, damit die Kühlluft im Winter nicht einfriert. Aber dann stelle ich einen Benzinkocher unter die Ölwanne, eine halbe Stunde bevor ich losfahre.
Ventilspiel: Bei schlechtem Anspringen drehe ich nicht am Vergaser sondern checke erstmal Ventilspiel.

Gruß
Michael
Tja, damals, als es noch das Internet gab...
Antworten